29. Mai 2006, Rudolf Timphus
Vorsitzender des Heimatvereins Mühlen e.V. 1984 - 2015

Es sah in den 70er Jahren nicht sehr rosig aus für den Ort Mühlen. Die Grundschule schien mit der Schulreform in den 70er Jahren in ihrem Fortbestehen gefährdet. Hier war jedoch die frühe Entscheidung der Kirche Anfang der 70er Jahre, einen Kindergarten in einem Ort mit ca. 1500 Einwohnern zu errichten, eine große Hilfe. In der Ausweisung von Baugebieten tat sich die Gemeinde sehr schwer, an Industrie- und Gewerbegebiete war zu jener Zeit nicht zu denken. Erst Anfang der 80er Jahre setzte die Gemeindeverwaltung voll auf die Entwicklung der Bauerschaft Mühlen, während sich die Politik zunächst weiterhin sehr schwer tat.

Identifikation fördert ehrenamtliches Engagement

„Wir haben in Mühlen wiederholt sehr viel Glück gehabt“, so der Vorsitzende des Heimatvereins Mühlen, Rudolf Timphus .1908 kamen - „wie aus heiterem Himmel“ - die Franiskaner nach Mühlen und erbauten ein Kloster und eine Kirche in den ehemaligen Markengründen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Das durch die Franziskaner gestärkte Selbstbewusstein erfuhr nach 1955 eine weitere Steigerung durch die reiterlichen Erfolge der Brüder Schockemöhle, die den Ort in der Bundesrepublik Deutschland und darüber hinaus bekannt machten. Das brachte eine nicht zu unterschätzende Identifikation mit dem Heimatort, auf das der Heimatverein Mühlen nach seiner Gründung im Jahre 1984 bauen konnte. 1986 zählte Mühlen 1.648 Einwohner, 2006 sind es ca. 2.300 Einwohner.

Diese Identifikation und das sich aus ihr ergebende große ehrenamtliche Engagement konnte sich aber erst mit der Bereitschaft der Gemeindeverwaltung zur Entwicklung der Bauerschaft Anfang der 80er Jahre voll entfalten. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung engagierte sich der Heimatverein in der Anfangsphase seines Bestehens für die Durchgrünung des Ortes und vor allem für die Dorferneuerung, dabei insbesondere mit der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt und der Anlegung eines Dorfplatzes. Sicher gab es diesbezüglich auch immer wieder Widerstände in der Bevölkerung. Doch nachher waren fast alle voll des Lobes. Restauriert wurde die alte, historisch bedeutsame Ondruper Kapelle. Die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, wo man bis auf Landesebene vordrang, schweißte die Bevölkerung weiter zusammen. Das zeigte sich 1990 bei der Erneuerung der Kriegerehrenmals, zu der die Bevölkerung rund 100 000 DM spendete.

Erforschung der Geschichte des Heimatortes

Parallel zu diesen Aktivitäten erfolgte die systematische Erforschung der Heimatgeschichte; hier insbesondere der Hofgeschichten, des Heuerlingswesens und der Seefahrertradition des Ortes. Diese Forschungen waren der Nährboden für die Restaurierung des Heuerhauses Herzog (1995) und für die Restaurierung und den Neuaufbau der ältesten Seefahrtsschule des Oldenburger Landes (1817 – 1831) im Jahre 2000. Beide Aktionen waren nur möglich durch das private Engagement der Familien Herzog, Themann (Menke), Pille und der Gemeinde Steinfeld.

Bereits 1994 hatte der Heimatverein Mühlen das Auswandererehrenmal auf dem Vorplatz des Friedhofs in Mühlen errichtet, nachdem man sich in den Jahren zuvor stets bei der Patenschaft der Gemeinde Steinfeld mit der „Ortgemeinschaft Tscherman und Umgebung“ stark engagiert und 1992 gar (nach Aufzeichnungen aus dem Jahre 1860) die Auswanderung nach Ungarn (heute Slowakei) nachvollzogen hatte.

Private Investitionen

Nicht unerwähnt bleiben sollen die privaten Investitionen bei der Renovierung des Meyerhofes mit der Wassermühle durch die Familie Bernd Kiene und die abgeschlossene Restaurierung des Heuerhauses „Liesken“ durch Marianne Strothmeyer auf dem Hof Gerberding am alten Bremer Weg, der heutigen Münsterlandstraße.

Den alten Bremer Weg im Mittelpunkt

Diese mittelalterliche Verkehrsverbindung von Bremen nach Osnabrück, der alte Heerweg, ist durch die verschiedenen, vom Heimatverein angestoßenen Maßnahmen wieder in den Mittelpunkt gerückt worden. Wer diesen alten Weg benutzt, kommt unmittelbar am Hof Schockemöhle vorbei, bis dann das Heuerhaus Herzog, Liesken Heuerhaus und die Seefahrtsschule den Blick auf sich lenken. Auch der Meyerhof liegt in Sichtweite des alten Heer- und Handelsweges und konnte so den Händlern im Mittelalter auf diesem Weg einen evtl  notwendigen Schutz  und eine Unterkunft gewähren.

Fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Kirche und Vereinen

In Mühlen ist die fruchtbare Zusammenarbeit von Gemeinde, Kirche und Vereinen deutlich sichtbar. Nicht unerwähnt bleiben dürfen für die Entwicklung des Ortes Mühlen die Investitionen der Kirche bei der Restaurierung des Kreuzweges im Klosterwald, der Innen- und Außenrenovierung der Klosterkirche und bei der Erweiterung des Kindergartens.  Anziehungspunkt bleiben weiterhin die modernen Malereien in der Kirche. Die Errichtung einer Friedhofskapelle fand große Anerkennung in der Bevölkerung. Das Spendenaufkommen der Bevölkerung im kirchlichen Bereich war enorm.

Sehr viel getan hat sich im Bereich der Sportanlagen: 4 Sportplätze, ein Vereinsheim und neue Umkleideräume stehen dem Verein zur Verfügung. Richtig war der Schritt Ende der 80er Jahre, eine „große“ Sporthalle zu errichten, wodurch  die Handball- und Tischtennis-abteilung einen enormen Aufschwung genommen  und mit entsprechenden Leistungen gedankt haben. Um dieses Ziel, die große Sporthalle, verwirklichen zu können, hatte die Bevölkerung des Ortes mehr als 250.000 DM gespendet.

Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang die Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen durch die Gemeinde Steinfeld. Parallel dazu entstanden neue Wohnbaugebiete. So ist auch der Fortbestand der Grundschule gesichert, der 1975 in Frage gestellt worden war. Zu Beginn der 80er Jahre wurden gerade einmal 14 Kinder eingeschult. Inzwischen ist die Schule bereits zweizügig. Kein Wunder, denn inzwischen ist die Bevölkerungszahl von 1986 bis 2006 von 1648 auf nahezu 2300 Einwohner angestiegen.

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